Meine Rucksackorgel.

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Piet Paardekam
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Re: Meine Rucksackorgel.

Beitrag von Piet Paardekam »

Ja Reinhard,

Die Idee, eine tragbare Orgel zu bauen, hatte ich schon lange. Ich glaube, ich hatte die ersten Gedanken vor zehn Jahren.
Grundlage ist die Idee, eine wirklich tragbare Orgel zu haben, mit der ich mich frei im Publikum bewegen kann. Bei meinen Auftritten mit meiner 44er habe ich nicht immer gerne den ganzen Tag am selben Ort gestanden. Es schränkt auch die sozialen Kontakte ein.
Ich war einmal mit einer kleinen Orgel herumgelaufen, die ich mir von einem Freund ausgeliehen hatte. Ich trug es nicht gerne an einem Band um den Hals oder die Schulter und durch meine leichte Statur wurde es schnell zu einer schmerzhaften Angelegenheit.

Hier kommt der Plan ins Spiel, ein gutes Gurtzeug zu verwenden. Meine Erfahrung war, dass eine Orgel mit 8 kg schwer zu laufen ist und man in einem guten Rucksack 12 kg länger tragen kann, wenn das Gewicht gut verteilt ist.
Daher erschien es mir logisch, die Orgel zu teilen und einen Teil am Bauch und einen Teil am Rücken zu tragen. Die Rucksackorgel.
Der Anblick der schottischen Dudelsackspieler hat mich schon immer beeindruckt. Mit Flötenn, die über den Köpfen der Spieler ragen.
Damit hatte ich die wichtigsten Punkte abgebildet. Dann kamen die Einzelheiten. Dies war oft die Suche nach einem Optimum zwischen Wünschen und Möglichkeiten. Die Orgel musste leicht werden. Es musste aber auch bequem zu drehen sein. Also ein Blasebalg mit zwei schöpfern. So einfach wie möglich, aber ich musste die beiden Teile ohne Hilfe anziehen können. Also musste ich eine Schlauchkupplung machen. So leicht wie möglich, aber ich wollte eine ordentliche Lautstärke. Also wollte ich die Melodieflöten doppelt machen und der Balg musste etwas größer sein.
Mit diesen Gedanken bin ich ein paar Jahre herumgelaufen.

In der Zwischenzeit habe ich angefangen, eine Trageeinheit zu bauen. Stahlbänder mit Schaumstoffpolstern und -gurten. Aber es ist nicht wirklich nach meinem Geschmack geworden. Dann habe ich zuerst einen Blasebalg gemacht. Das war nicht schwer, nachdem ich die Entscheidung über die maximalen Abmessungen getroffen hatte.
Die Flöten mussten mit dem Labium nach oben sein.Ich habe lange skizziert, bevor ich mit der Lösung zufrieden war.
Ich wollte etwas Percussion, zum Beispiel eine Trommel und einen Holzschnitt, ohne Musik manuell bedienen, aber wohl mit Orgellwind, können, da dies in der Rolle eines 20er nicht vorgesehen ist. Ich wollte auch die Percussion ohne Musik spielen können. Deshalb habe ich es so gemacht, dass rückwärts durch einen Freilauf gedreht werden kann.

Als ich genügend Ideen gesammelt hatte, begann ich mit dem Skizzieren und Herstellen von Teilen. Ich musste oft Teile, wie den Durchgang des Schlauchanschlusses und den Einlass der Windlade ändern, weil er sich als zu klein herausstellte.
Der Rest der Geschichte ist oben zu sehen.

Es kommt also auf sechs Jahre des Nachdenkens, zwei Jahre des Bauens und zwei Jahre des Wartens auf eine Zeit an, in der ich damit auftreten kann.
Aber nichts davon war ein Problem. Ich genieße es, mit einer vagen Idee herumzulaufen und sie in meiner Freizeit beim Nachdenken zu entwickeln, "mind over matter".
Und wie bei allem in meinem Hobby: Der Weg ist wichtiger als das Ziel.

http://www.draaiorgelweb.nl/software/forumrugzak2.mp4

Cooleys Reel (Schottland)
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Zuletzt geändert von Piet Paardekam am So 17. Sep 2023, 06:36, insgesamt 6-mal geändert.
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Reinhard
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Re: Meine Rucksackorgel.

Beitrag von Reinhard »

Hallo Piet,

danke für die umfangreiche Schilderung des Werdegangs. Mach weiter so, und genieße es.Die Lieder klingen gut.
Sehr interessant sind auch die Ventilblöcke. Gibt es davon eine Handskizze, welche Bohrungen verbunden sind, und wie die Bohrmaße sind?
Das wäre als verbundene Einheit, oder als eine Einheit ev. als Ladenersatz nicht schlecht. Das Lederventil mit dem 1,2mm Loch habe ich schon bei der Beijertje in der ersten Ausführung der Lade gebaut. Etwas kompliziert war es das Loch von 1,2mm zu stanzen. Wenn man dann einmal weiß wie es geht, dann funktioniert es.

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Reinhard
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Piet Paardekam
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Re: Meine Rucksackorgel.

Beitrag von Piet Paardekam »

Ich habe im niederländischen Forum einen Artikel über Membranventile veröffentlicht.
http://www.draaiorgelweb.nl/orgelforum/ ... =15&t=1243

Ich werde in den nächsten Wochen keine Zeit haben, umfangreiche Artikel auf Deutsch zu veröffentlichen. Wenn Sie möchten und können, können Sie den Artikel selbst übersetzen und die Fotos übernehmen. Wenn nicht, mache ich das in ein paar Wochen.

In diesem Artikel erwähne ich 1,4 mm als Durchmesser des Membranlochs. Wenn Sie das Loch in das Membranleder mit einem plangeschliffenen Nagel auf hartem Längsholz stanzen, beträgt der wirksame Durchmesser in der Praxis ca. 1,2 mm.

Für die Floten einer 20er, auch bei Doppelfloten, sind Durchgangslöcher von 12 mm ausreichend. Spielen mehr als zwei Melodiepfeifen gleichzeitig dan muss der Durchmesser vergrößert werden. Für drei Reihen 15 mm, für vier Reihen 18 mm. Für zwei Bässe/Begleitungen 18mm. Der Abstand zwischen den Löchern bleibt in allen Fällen 4 mm. Die Membranen werden natürlich etwas größer, aber die Tiefe (diepte) der Kappen bleibt 4mm.
Zuletzt geändert von Piet Paardekam am Sa 9. Okt 2021, 09:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Reinhard
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Re: Meine Rucksackorgel.

Beitrag von Reinhard »

Hallo Piet,
danke für den Link. Ich habe mir alles durchgelesen. Mir ist nur noch nicht ganz klar, welchen Durchmesser die Zuluft vom Balg haben muss, wenn ich die Ventile zB. der Melodiepfeifen, oder Melodie u. Begleitpfeifen verbinde.

VG
Reinhard
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Piet Paardekam
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Re: Meine Rucksackorgel.

Beitrag von Piet Paardekam »

Rohre sind nie zu breit, daher stellt sich die Frage nach den Mindestabmessungen. Ich verwende nie Rohre, die dünner als 22 mm sind. Im Rucksack versorge ich 32mm zum Verteilerkasten (oder 2x22mm) und alle Rohre zu den sechs Membranblöcken haben eine 22mm Versorgung. Sie müssen keine proportionale Luftverteilung berücksichtigen. Wenn die Zuleitungen breit genug sind, ist der Druck in alle Blöcken immer gleich. Und darum geht es.
Für mich ist es immer eine Frage des Gefühls, ich rechne nie dabei.
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Piet Paardekam
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Re: Meine Rucksackorgel.

Beitrag von Piet Paardekam »

Es gibt zwei nützliche und einfache Methoden, um die Lufteinlässe von Membranen zu verbinden.

Bei der ersten Methode bohren Sie een breiter Querkanal von z. B. 22 mm hinter die Einlasslöcher in den Membranblock. Wie im Rucksack. Diesen verbinden Sie mit der Luft, die aus dem Faltenbalg austritt.Das ist eine schöne Methode, aber es ist nicht einfach, sehr lange Querkanäle zu bohren.

Bei der zweiten Methode bohren Sie für jede Membran ein Einlassloch. Dadurch entsteht im Ruckseite oder Unterseite des Blocks eine Reihe von Einlasslöchern, die mindestens so groß sein sollten wie die Membranlöcher im Block. Darauf setzt man dann eine Luftkappe mit großem Einlassdurchmesser, zum Beispiel 22mm.

Leider kann ich nun keine Skizze machen.
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